Achtung: Elektrischer Strom ist lebensgefährlich! Zum Arbeiten an elektrischen Anlagen sind Fachkenntnisse und eine spezielle Ausbildung erforderlich. Es wird keine Haftungen für die Korrektheit der Beiträge oder für Sach- oder Personenschäden, die durch das Arbeiten an elektrischen Anlagen entstehen können, übernommen.
In Deutschland ist vieles genormt. Egal ob es das Druckerpapier, (Schiffs-)Container oder sogar die in Deutschland gebräuchlichen Einheiten sind.
Angesichts von mehr als 34.000 Normen, handelt es sich hierbei nur um eine kleine Auswahl an Vereinheitlichungen.
Ebenso existieren zahlreiche Normen speziell zu Themen aus der Elektrotechnik.
So wird auch in einigen meiner bisherigen Beiträge explizit auf die geltenden DIN-VDE-Normen verwiesen.
Doch wie entstehen Normen überhaupt? Müssen diese zwangsläufig eingehalten werden? Und wo findet man die Normentexte?
Diese Fragen sollen in diesem Artikel geklärt werden!
Internationale / europaweite Normen und Organisationen
Nationale Normen basieren oft auf international- oder europaweitweit festgelegten Vereinheitlichungen, die so u.a. den grenzüberschreitenden Warenaustausch erleichtern sollen.
Als Institutionen sind hier allgemein die Internationale Organisation für Normung (ISO) und das Europäische Komitee für Normung (CEN) zu nennen.
Speziell für die elektrotechnischen Normen sind hingegen die Internationale elektrotechnische Kommission (IEC) und das Europäische Komitee für elektrotechnische Normung (CENELEC) zuständig.
Jedes Mitgliedsland der internationalen bzw. europäischen Normungsgremien wird von der nationalen Normungsorganisation vertreten. Gleichzeitig ist diese für die Überführung der beschlossenen Vereinbarung in das jeweils nationale Normenwerk zuständig.
Nationale Normen und Organisationen
Für die Bundesrepublik Deutschland ist dies in erster Linie das Deutsche Institut für Normung (DIN).
Für elektrotechnische Normen ist in Deutschland hingegen die DKE zuständig. Sie ist ein gemeinsames Organ des Deutschen Instituts für Normung, als auch des Verbands der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE).
Die Arbeitsergebnisse der DKE sind somit zum einen Bestandteil des deutschen Normenwerkes - also der DIN-Normen. Andererseits ist die DKE für die Bildung des VDE-Vorschriftenwerks - auch DIN-VDE-Normen genannt - zuständig.
Die DKE vertritt somit die Interessen bei den elektrotechnischen Themen sowohl auf nationaler, europaweiter, als auch internationaler Ebene.
Entstehung von Normen
Neben den international/europaweit beschlossenen Vereinheitlichungen, kann ein (nationaler) Normungsantrag sowohl bei der DIN als auch bei der DKE von jedermann gestellt werden. Dieser Antrag wird anschließend gemäß verschiedener Kriterien geprüft. So darf eine Norm beispielsweise nicht zum wirtschaftlichen Vorteil Einzelner führen und soll dem Nutzen der Allgemeinheit - z.B. zur Sicherheit von Personen - dienen.
Sollte dem Normungsvorhaben zugestimmt werden, wird ein interessens- und wettbewerbsneutrales Komitee gebildet, das mit der Erarbeitung eines Norm-Entwurfs beauftragt wird. Dieser Entwurf wird anschließend der Öffentlichkeit zur Stellungnahme vorgelegt. Hierauf können von jedermann Einsprüche vorgebracht werden, die anschließend entweder begründet abgelehnt oder akzeptiert werden.
Erst wenn mit dem Erheber des Einspruchs eine Einigung erzielt wurde, kann die Norm verabschiedet werden und tritt damit in Kraft.
Rechtsverbindlichkeit von Normen
Bei Normen handelt es sich grundsätzlich jedoch nicht - wie man vielleicht vermuten könnte - um Gesetze, sondern um „private Regelwerke mit Empfehlungscharakter“. Die Einhaltung ist somit in erster Linie freiwillig.
Häufig wird die Einhaltung der Normen jedoch vom Auftraggeber vertraglich festgelegt.
Darüber hinaus schreiben Gesetze die Einhaltung der „allgemein Anerkannten Regeln der Technik“ vor. Auch wenn diese nicht zwangsläufig durch die Normen bestimmt werden, wird etwa im Energiewirtschaftsgesetz explizit auch auf die VDE-Normen verwiesen.
Im Streitfall ist somit davon auszugehen, dass die VDE-Normen zumindest zu Rate gezogen werden und bei dessen Einhaltung üblicherweise auch von der Einhaltung der „Anerkannten Regeln der Technik“ ausgegangen wird.
An dieser Stelle sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass dieser Artikel keine Rechtsberatung darstellt!
Normen einsehen / Normen kaufen
Doch wenn die Normen einen solch hohen Stellenwert haben, stellt sich als nächstes die Frage, wo die Normen frei zugänglich einsehbar sind.
Mit Ausnahme von spezielle Infopunkten, ist das VDE-Normenwerk - oder Teile daraus – nicht frei einsehbar, sondern lediglich käuflich zu erwerben.
Für den Erwerbe aller DIN-VDE-Normen wären einmalig knapp 90.000€ zuzüglich des Abonnenten-Beitrags von jährlich ca. 10.000€ aufzubringen.
Kaum ein Laie - und auch nur die wenigsten Fachkräfte - dürften daher in die privilegierte Situation kommen das allumfassende Normenwerk frei durchstöbern zu können.
Zwar werden z.B. für Handwerksbetriebe ebenfalls Vorausgewählte teile des Vorschriftenwerks oder auch nur einzelne Normen zum Kauf angeboten, trotzdem dürfte auch der hierfür aufgerufene Preis die Zahlungsbereitschaft von Privatpersonen weit überschreiten.
Normen kostengünstig / kostenlos
Doch welche kostengünstigen Alternativen gibt es für Privatpersonen, um zumindest an die Kerninhalte der Normen zu gelangen.
In der Praxis hat sich hier Fachliteratur in Form von Fachzeitschriften, Büchern und Fachbeiträgen bewährt, in denen die Normen oft zitiert oder inhaltlich wiedergegeben werden. Darüber hinaus erfolgt hierbei häufig eine ausführliche Erläuterung, was bei den oft schwer verständlich formulierten Normentexten einen zusätzlichen Vorteil mit sich bringt.
Die Inhalte sind hierbei jedoch mit Vorsicht zu genießen. Einerseits ist auf die Seriosität der Quellen zu achten und angesichts der stetigen Überarbeitung des Normenwerks auf die Aktualität des Beitrags.
Fachbuch zur DIN VDE 0100
Speziell für Themen rund um Niederspannungsanlagen - zu denen unter anderem auch die Elektroinstallation in Wohngebäuden zählt - ist meines Erachtens das Buch „DIN VDE 0100 und die Praxis*“ vom VDE-Verlag zu empfehlen.
Doch Vorsicht! Hierbei handelt es sich keinesfalls um eine „Gute-Nacht-Lektüre“, sondern insbesondere um ein Nachschlagewerk für Fachkräfte.
Fachfremde oder gar Laien werden mit diesem Buch vermutlich keine Freude haben.
So kann einen das Buch mit seinen mehr als 1000 Seiten inhaltlich schnell erschlagen.
Daher sei ebenfalls auf die E-Book-Variante hingewiesen - zumal hier konkrete Themen durch passende Suchbegriffe schneller gefunden werden können.